Montag, 12. November 2007

Where the music plays

Einige wissen vielleicht, dass ich den vielfältigen Formen der Musik äußerst zugetan bin, was sich natürlich auch so fern der Heimat nicht geändert hat. Und ich bin ziemlich froh, dass sich mir doch schon so zahlreiche Gelegenheiten offenbart haben, dieser Leidenschaft nachzugehen. Meine erste Musik-Begegnung hier war rein zufällig. Als ich am Samstag durch die Stadt lief, blieb ich an einer Kirche hängen. Also nicht mit der Jacke, sondern ihre Architektur lenkte meine Aufmerksamkeit auf sich. An der Tür der St. Jakobs Kirche hing denn auch ein großes OPEN-Schild, was mich geradezu aufforderte doch auch das Innere zu bewundern. Zunächst dachte ich, ich wäre mitten in einen Gottesdienst geplatzt, da im Innenraum geschäftiges Treiben herrschte. Schnell stellte ich allerdings fest, dass ein kompletter Chor (aus Versterås, wie ich später herausfand) und ein orstansässiges Orchester gerade ihr Plätze eingenommen hatten. Ich war mitten in eine Generalprobe zu einer Aufführung für Brahms' "Ein deutsches Requiem" geplatzt und packte die Gelegenheit beim Schopfe in der kommenden Stunde die wunderbare Akkustik der Kirche zu genießen, welche nur hin und wieder vom energischen Unterbrechen des Dirigenten bzw. den zuweilen etwas eigenwilligen Harmonien des Orchesters gestört wurde.
Nur noch ein Gedanke am Rande, der mir während des Requiems gekommen ist. Eigentlich ist ein Dirigent doch nichts anderes als ein analoger DJ, oder? Nur hat er für seine persönliche Komposition der "Tonspuren" keine Technik sondern nur sich selbst zur Verfügung, er hat keine Wiedergabemedien, sondern agierende Musiker, welche sich selbst auch mit dem was sie spielen identifizieren und das Ganze durch das Tun des Einzelnen verändern - es ist also eine Livemix einer (teils uralten) Notenvorlage. Für alle die also glauben, dass ein Dirigent nur wild mit der Hüfte wackelt und mit dem Taktstock zappelt, sei ein Zitat des Finnischen Drigenten-Lehrers Jorma Panula ausgegraben: "How will you be able with your being and hands to express everything going on in your head?"
(Jeder der mit mir über den DJ-Vergleich diskutieren möchte, kann das in den Kommentaren gern tun :) )

Eine andere musikalische Richtung schlug ich dann am Abend ein, der mir in einem winzigen Haus in einem Vor-Vor-Ort von Stockholm drei lokale Bands von zunächst sehr melodiösem Rock (Eloise Kerr) bis hin zum Punkrock (Waste of hundreds) bescherte. Zu dem Abend hatte mich mein Kollege Fahad eingeladen, der ein paar Freunde dort hatte, mit denen ich dan auch einen sehr netten Abend verbrachte und wieder viel über Schweden gelernt habe - dass ich mal wieder der einzige Nicht-Schwede war, sag ich jetzt nicht dazu. Was es aber mit der Lucia auf sich hat und warum die Schweden am Heiligabend mit Disney tradieren, werde ich euch beim nächsten Mal erzählen.

3 Kommentare:

pimalmara hat gesagt…

Anloger DJ!?! Herrlich!

Schön, dass du dich so gut eingelebt hast. Und sei froh, dass du so viele Schweden um dich rum hast. Vielleicht lernst du dann, im Gegensatz zu mir, die wahren Geheimnisse der Schweden kennen. ;o)

Liebe Grüße,
Mara

Anonym hat gesagt…

Mara, das ist doch kein Diskutieren!

Also ich frag mich gerade, ob 'normale' DJs dann digital sind. Schwer vorzustellen, find ich. Andererseits bedienen sie ja Knöpfe. Ansonsten muss ich doch zugeben, dass es ein diskutabler Vergleich ist. Kann mich trotzdem noch nicht damit anfreunden...

Eine typische, lustige André-Idee ist es auf jeden Fall!

Viele Grüße und weiterhin so viel Spaß,
Birte

pimalmara hat gesagt…

Hab ja auch nie behauptet, dass ich auf Andrés Vorschlag der Diskussion eingehe. ;o)

Mir hat die Definition gefallen, war wieder so was, wo irgendwie nur André drauf kommen kann, aber was irgendwie passt.