Samstag, 10. November 2007

Im Untergrund

Eigentlich bin ich ja eher der Lauf- bzw. Fahrrad-Typ. Aber beide mir sonst so gewogenen Fortbewegungsarten, habe ich hier in Stockholm ein wenig zurückgeschraubt. Da es von meiner Wohnung bis zur Arbeit ca 15 km (Luftlinie) sind, bin ich unter die eifrigen Nutzer des Nahverkehrs gegangen - aber auch das hat seine Vorteile.
Man drängt sich morgen mit einem (wenn man zur richtigen Zeit fährt) überschaubaren Strom von Menschen in die U-Bahn und bekommt kurz vorher noch eine der zahllosen kostenlosen Zeitungen in die Hand gedrückt, damit man sich auf der Fahrt auch nicht langweilt. Da mein Schwedisch zum Zeitunglesen leider noch etwas zu dürftig ist, bin ich dazu übergegangen, die anderen Fahrgäste zu beobachten - teils eine sehr amüsante Beschäftigung ...

Im U-Bahnhof T-Centralen muss man dann zahllose Rolltreppen und Förderbänder passieren, um von einer Linie zur anderen zu kommen. Hierbei hat sich ganz klar das Autobahn-Prinzip durchgesetzt, mit einer T- und einer G-Spur. Die rechte T-Spur für die Träumer, Telefonierer und Trödler, die beim Laufen nicht so recht vorankommen und für die es eigentlich einen Standstreifen geben sollte und links die G-Spur mit Geschwindigkeitsrekordlern, Geschäftsleuten und Gehwegraketen, die sich ungestüm nach vorn drängen. Da ich die Bummelei nicht so recht leiden kann, oute ich mich hier mal als G-Spurer ...
Jeder U-Bahnhof unter Stockholm ist von einem anderen Künstler gestaltet und hat oftmals auch einen inhaltlichen Bezug zu seinem Standort. Vom Kindergekrakel bis hin zu gewagten Installationen und erschlagender Farbenvielfalt, ist eigentlich alles zugegen. Und man findet sich auch gut zurecht, wenn man sich nicht mehr so recht an die schwedischen Namen der Haltepunkte erinnern kann ;)
Der Nahverkehr ist relativ teuer, aber dafür fahren die Zügen eigentlich immer und sind zumeist recht pünktlich. Außerdem kann man mit seinem Fahrschein auch alle Busse und Pendelzüge im Tarifgebiet nutzen, was für einen Dörfler wie mich schon ziemlich umfangreich ist.

Die Züge selbst sind mit Werbetafeln vollgestopft, auf dass man vielleicht doch noch den ein oder anderen Konsumartikel findet, welchen man sich zulegen sollte. Auch wenn zuweilen etwas fragwürdige Werbung dabei ist. Neulich wurde ein Build-Your-Willy-Set angeboten. Damit kann dann die männliche Fraktion unter den Lesern eines der eindeutigsten seiner primären Geschlechtsmerkmale originalgetreu! (so die Werbung) in vibrierendem Gummi nachbilden. Also ich möchte so etwas bestimmt nicht unter meinem Weihnachtsbaum finden ...

Bus bin ich hier leider noch nicht gefahren, aber das kommt bestimmt noch.

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