Sonntag, 4. November 2007

Der Weg war eigentlich nicht das Ziel ...

Da ging es also wirklich los. Da saß ich nun im ICE gen Stockholm und so richtig hatte ich es noch nicht realisiert, dass ich das nächste halbe Jahr in der schwedischen Hauptstadt verbringen würde.
Doch warum bin ich überhaupt aufgebrochen? Lange hegte ich schon den Wunsch, innerhalb meines Studiums die skandinavischen Länder nicht nur mit einem Urlaub, sondern auch mit einem etwas längeren Studienaufenthalt meinerseits zu beglücken. Doch irgendwie habe ich es nicht geschafft und auch nicht für sinnvoll erachtet, diesen Aufenthalt eher in meinem Studium unterzubringen, als direkt vor meinem Diplom. Ich werde also noch nicht Diplomarbeit schreiben, sondern in Stockholm ein halbes Jahr Praktikum machen. Das ist auch an der Uni, also muss ich mich schon mal nicht vom studentischen Umfeld her umgewöhnen... aber noch war ich ja noch gar nicht angekommen.

Die ICE-Fahrt war relativ schnell und unproblematisch absolviert. Nach einem Latte Macchiato und einer guten Stunde Zeit ging es dann ab Berlin weiter mit dem Euro-Night-Express Berlin-Malmö. Das erste mal in meinem Leben Liegewagen - im Sechserabteil. Ich hatte mir das eigentlich noch mehr wie eine Sardinenbüchse vorgestellt, doch es war recht viel Platz, trotz dessen, dass das Abteil voll belegt war. Eine Kurze Beschreibung unserer Reisegemeinschaft: Auf der untersten Ebene zwei schwedische Herren. Der eine Mitte Zwanzig, der andere Mitte Achtzig. Darüber ein Pärchen (beide 19 und auch aus Schweden). Ganz oben ich und eine Deutsche, die gebürtige Tschechin war (um die 70). Letztere bedachte mich eifrig mit einer Konversation nach der anderen, indem sie mir erklärte wie sie nach Schweden reist, warum, wie oft, wann und wie zurück und und und ...
Schließlich kam dann doch Ruhe ins Abteil und gegen halb eins wurde das Licht gelöscht. Zu dem leichten Klappern der Schwellen gesellte sich alsbald der Viertvierteltakt eines geriatrischen Schnarchkonzertes,die Oma oben auf die Eins und der Opa unten auf die Drei ...
Ich hatte mich gerade schalldicht zwischen Kopfkissen und dicker Jacke eingepackt, als gegen halb zwei das Licht wieder anging und sich ein aufgeregter Schaffner meldete, dass der Zug nur bis Stralsund/Rügendamm fahre, da in Rügen der Strom ausgefallen wäre. Nach einer Unzahl von deutsch-schwedisch-englischen Durchsagen im Zug und hektischem Umhergeräume mussten die 300 müden Passagiere des Euro-Night mitten in der Nacht in schnell gecharterte Busse umsteigen. (inklusive Gepäck versteht sich - ich habe es noch nicht erwähnt, aber das belief sich bei mir auf weit über 40 kg).
Vom Bus (der sich auf der einstündigen Fahrt zur Fähre auch nur zweimal verfahren hatte) ging es dann zu Fuß auf die Fähre. Da wir viel zu spät ankamen, waren die guten Plätze natürlich alle schon weg. Somit übernachtete ein Großteil der Zugpassagiere auf dem Fußboden - mit wachem Auge und zwei gesunden Ellenbogen hatte ich mir aber rechtzeitig einen Sessel ergattert. Dennoch wurde aus dem eigentlich geplanten Schlaf im Zug letzten Endes ein Schlafentzug.
Schließlich kamen wir am nächsten Morgen dann mit einem Ersatzzug mehr oder minder pünktlich in Malmö an. Da ich ein wenig Puffer eingeplant hatte (man weiß ja nie), hatte ich in Malmö drei Stunden Zeit, in welchen ich vollkommen teilnahmslos das Reisezentrum anstarrte (ich hatte ja immerhin nur eine Stunde geschlafen.)

Schließlich ging es dann um 11 Uhr weiter mit dem Schnellzug gen Stockholm, der sich erfrischenderweise einmal als vollkommen unkompliziert herausstellte.
Von meinem Peer-Student Eva vom Bahnhof abgholt, haben wir dann auch das Hostel nach kurzer Sucherei gefunden. Ah, ein Bett - mein Bett - zumindest für diese eine Nacht ...
Die war auch wirklich ganz gut, bis die drei Italienerinnen aus meinem Zimmer gegen halb vier vom Feiern zurückkamen und sich im Zimmer die Haare föhnten ... aber ich war den Schlafentzug ja nun schon gewohnt ...

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