Samstag, 17. November 2007

Kunst und Krempel

Neben der Musik gibt es noch ein weiteres Mus-Wort, welches es mir angetan hat - die Museen. Da Stockholm über 70 dergleichen hat, bin ich also auch aus dieser Perspektive in der schwedischen Hauptstadt gut aufgehoben. Da man gute Sachen ja langsam genießen soll, hab ich mir auch erst zwei Vertreter der Museumslandschaft zu Gemüte geführt.
Zunächst war ich im Nordiska Museet (das Nordische Museum - auch wenn die Übersetzung hier wohl überflüssig war). Neben wechselnden Ausstellungen beherbergt es vor allem die Exponate zu Volkskunde und Kulturgeschichte der nordischen Länder. Von Mobiliar über die Darstellung von Lebensweise und Geschirr der Verschiedenen Epochen und der unterschiedlichen Gesellschaftsschichten bis hin zu einer ausgiebigen Sammlung von Alltagsgegenständen war eigentlich alles vorhanden.

Wo wir gerade beim Thema Sammeln sind, möchte ich dazu noch ein wenig weiter ausholen, da es eben die aktuelle Sonderausstellung zum Thema "Sammlungen" war, welche mein Interesse besonders auf sich zog. Es waren drei Sammler-Kategorien dargestellt. Es beginnt mit den kleinen Sammler, Kinder, die schon beachtliche Mengen an Bällen, Kröten oder Steinen zusammengetragen hatten und somit die frühe Saat einer Sammelleidenschaft gelegt haben. Wie sich diese Leidenschaften auswachsen können, war dann bei den großen Sammlern gezeigt. Es wurde Menschen aus Schweden und vor allem deren Sammlungen vorgestellt. Man steht nun vor jedem Schaukasten und versucht sich den Menschen vorzustellen, der hinter diesen, z.T. bizarren, Ansammlung von Exponaten steht und fragt sich andererseits wie es möglich ist, dass es eine derartige Formenvielfalt von Konsumgütern jeder Art gibt. Eine Sammlerin hatte tausende von Kerzen zusammengetragen - in Form von Tieren, anderen Alltagsgegenständen und sogar Pralinen. Beeindruckend war auch die Radiergummi-Sammlung - von Radier-Daumen (die wirklich aussahen wie frisch abgeschnitten), über Radier-Ohren (die man bestimmt auch gern mal verleiht) bis hin zu Radier-Kackhaufen (die hoffentlich keine braunen Streifen auf dem Papier hinterlassen) war alles vorhanden. Über Tausende von Bierdeckeln, Streichholzschachteln, Taschentücher, Spielzeugautos, Flaschen, Puderdosen und und und gab es alles zu bestaunen.
Der aufmerksame Leser wird gemerkt haben, dass ich noch eine Kategorie vergessen habe - die Mega-Sammler. Damit waren die Museen gemeint. Und hier galt es eher die Frage zu erörten, mit welchen Sammel-Exemplaren unserer heute so überfrachteten Welt diese einer späteren Generation wohl am authentischsten widergegeben werden kann. Eine richtige Antwort gibt es auf die Frage eigentlich nicht, aber es wurden einige Methoden gezeigt, mit welchen dieses Museum arbeitet. So wurde beispielsweise die komplette Inneneinrichtung eines Hauses in den 70er Jahren vom Museum übernommen und katalogisiert - eigentlich eine schöne Sache, da könnte ich meinen ganzen Krempel aufheben und müsste ich doch nicht selbst lagern ;)
Ich könnte jetzt hier noch viel mehr schreiben, über den Aderlass, der in den 30er Jahren noch gängiges Heilmittel in der Volksmedizin war, die Lupe von Carl v. Linné und vieles mehr, aber ich will es ja nicht in die Länge ziehen ...

Eine Sache noch. Um darzustellen, wie die Menschen in den verschiedenen Epochen denn so gespeist haben, war für jedes Jahrhundert eine große Speisetafel aufgebaut - mit Geschirr und reichlich Nahrungsmitteln. Auffallend war jedoch, dass das Essen - je mehr man in der Zeit zurückschritt - seiner Herkunft immer eindeutiger zuzuordnen war. Gab es im vorigen Jahrhundert feine Pasteten und Filets. Waren zwei Jahrhunderte zuvor die gebratenen Schwäne und Tauben noch mit dem vollen Federkleid geschmückt auf der Tafel aufgebaut, wohingegen noch einige Jahrhunderte zuvor nur ein enthäuteter, gekochter Rinderkopf und einige Fische auf der Tafel Platz fanden.
Diese Entwicklung scheint voranzuschreiten, da die äußere Form jedoch schon gänzlich vom Inhalt abstrahiert ist, wird in Zukunft wohl auch noch der Inhalt abstrahiert und aus einem Hühnerfilet wird ein wohlgeformtes Eiweißsubstrat mit Chicken-Aroma der DIN-Norm Huhn-B4a ...

Über das Nationalmuseum werde ich mich das nächste Mal auslassen.

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