Wir schreiben den 10. August 1628. Gustav II. Adolf von Schweden befindet sich im Krieg mit seinem Vetter Sigismund III. Wasa, König von Polen, welchen er 1599 vom schwedischen Thron gejagt hatte. Neben den üblichen religiösen Streitigkeiten geht es vor allem um die Vorherrschaft in der Ostsee und den Seeweg zum Baltikum. Gustav II. Adolf lässt sich nicht lumpen und möchte der Vormachtstellung Schwedens durch ein mächtiges Kriegsschiff Rechnung tragen und hat 1626 die Vasa in Auftrag gegeben, das größte und prächtigste Kriegsschiff, welche bis dato in Schweden gebaut wurde. Es muss schnell, gehen, denn sein Vetter hat ebenfalls mit der Aufrüstung des Schiffe begonnen. Eilig wird noch ein zweites Kanonendeck hinzugefügt, um die Feuerkraft des Kolosses zu erhöhen. 64 Kanonen befinden sich nun an Deck und sollen die Polnische Flotte ins Hinterland schießen. Heute läuft die Vasa zur Jungfernfahrt aus, trotz der vielen kritischen Stimmen, welche es im Voraus zur Stabilität des Schiffes gegeben hatte. Prächtig geschmückt, bunt bemalt und mit 150 Mann Besatzung an Board (darunter viele Frauen und Kinder) geht die Vasa auf Jungfernfahrt. Alle Kanonenschächte des imposanten Kanon-Doppeldecks stehen offen, um vor der Festung des Königs Salut zu schießen ...
Ob es Dazu gekommen ist, ist nicht überliefert. Als die Vasa Wind auf ihre Segel bekommt, beginnt sie sich auf die Seite zu legen. Durch die Kanonenschächte dringt Wasser ins Schiff und nur zwanzig Minuten später ist die Jungfernfahrt beendet und die Vasa taumelt dem Grund der Ostsee entgegen. 30 Menschen kommen ums Leben.
Doch warum erzähle ich das überhaupt. Durch den geringen Salzgehalt ist die Ostsee ein sehr ungemütliches Habitat für Teredo Navalis - den Schiffsbohrwurm - welcher sich sonst gütlich an allem gesunkenen Holz tut und jenes schon nach kürzester Zeit in seine Bestandteile zerlegt hat.
Am 25. August 1956 wird die Vasa geborgen und an Land gebracht. Durch das konservierende Salzwasser ist sie zu fast 95% erhalten und fast vollständig intakt.
Mit Lena war ich nun im Museum, welches eigens für dieses Schiff gebaut wurde und einen Seeriesen beherbergt, welcher auch nach über 330 Jahren noch nichts seiner Imposanz und beeindruckenden Wirkung der damaligen Handwerkskunst verloren hat. Über 700 Figuren zieren alle Seiten und nahazu alle wichtigen Bestandteile des Segelschiffes sind vollständig erhalten.
Neben der Vasa selbst beherbergte die Ausstellung auch noch zahlreiche Informationen zu Leben und Zeitgeschichte der Entstehungszeit der Vasa. Neben den an Bord gefundenen Gebrauchsgegenständen ist anhand gefundener Skellettteile auch das Aussehen einiger Besatzungsmitglieder rekonstruiert worden, was den Besucher schnell in die damalige Zeit eintauchen lässt.
Mir hat diese Ausstellung sehr gut gefallen und mich tief beeindruckt. Dass Holz schwimmt, war mir stets bewusst. Was man allerdings erreichen kann, wenn man das Material von 1000 Eichen auf kunstvolle Weise verbindet, entzieht sich im Allgemeinen der Vorstellung ...
Vielen Dank an Lena, mit deren Kamera ich die vielen Bilder gemacht habe und die meinen langen Aufenthalt auch an den langweiligeren Teilen des Schiffes ausgehalten hat ;)
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